Simulation: Verhalten der Heizkörperthermostate bei Ausfall der Homematic-Cloud

Homematic IP: Titelbild - Simulation Cloud-Ausfall

Einige Nutzer der Homematic IP-Cloud berichten, dass bei Nichterreichbarkeit der Cloud ihre Heizkörperthermostate nicht mehr funktionieren und es daher in der Wohnung kalt wird. In Blogs wird gar berichtet, dass „die Heizprofile nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr funktionieren“ würden. Da ich von diesen Ausfällen nur die blinkende LED am AccessPoint mitbekommen habe, möchte ich nachstellen, wie sich die Heizkörperthermostate bei verschiedenen Ausfall-Szenarien verhalten.

Das sagt der Hersteller

Der Hersteller eq3 sagt im Anwenderhandbuch im Punkt 15.1 „Funktionsübersicht bei aktiver und inaktiver Internetverbindung“, dass im Notfall die „Heiz- und Zeitprofile“ noch funktionieren sollten:

Im Vergleich mit anderen Systemen bieten Homematic IP Aktoren den deutlichen Vorteil, dass cloudunabhängige Funktionen, wie beispielweise Heiz- und Zeitprofile und die Kommunikation einzelner Geräte untereinander, dank eines integrierten Speichers auch ohne aktive Internet- und Cloudverbindung autark bestehen bleiben.

Es wird auch beschrieben, dass Regeln, die auf die Cloud angewiesen sind, dann nicht mehr funktionieren:

Cloudabhängige Funktionen sind alle unter Automatisierungen erstellten Regeln, Beschattungskonfigurationen wie Aussperrschutz, Sturmschutz, Wärmeschutz oder Fluchtfunktion sowie die Einbindung von Sprachsteuerungsdiensten. Diese werden in der Cloud geprüft und benötigen immer auch eine aktive Internet- und Cloudver-bindung. Es empfiehlt sich, die Homematic IP Geräte über Gruppenfunktionen, wie z. B. Licht- und Beschattungsgruppen, zu verbinden. Dies reduziert zum einen den Funkverkehr, zum anderen bleiben alle über diese Gruppen erstellten Verbindungen auch ohne Internetverbindung weiterhin funktional.

Die Tabelle aus dem Anwenderhandbuch zeigt, was noch gehen müsste:

Funktionen ohne Cloud

Testszenario 1

Das erste Szenario simuliert den Ausfall der Netzwerkverbindung zum AccessPoint.

Versuchsaufbau und -durchführung

  1. verwendete Hardware
  2. Einstellungen in der Android-App
    • Heizprofil mit verschiedenen Temperaturen


    • aktivierte Heizungsausfallwarnung
  3. Über die App Sicherstellen, dass die Profile übertragen wurden.
  4. Vor der nächsten Änderung der Temperatur durch das Heiprofil trenne ich die Netzwerkverbindung zum AccessPoint.
  5. 24h-Beobachtung

Ergebnisse

  • die LED am AP beginnt unverzüglich gelb zu blinken (das bedeutet „Keine Verbindung zum Netzwerk bzw. zum Router“)
  • zu den erwarteten Zeitpunkten wird durch das im Heizkörperthermostat hinterlegte Profil die Temperatur geändert
  • die App, welche weiterhin noch Verbindung zur Cloud hat, meldet mir nach ca. 24h, dass die Thermostate lange keine Rückmeldung gegeben haben
Heizungsausfallwarnung

Testszenario 2

Im nächsten Szenario bekommt der AccessPoint wieder sein Netzwerkkabel. Ich sperre jedoch die Verbindung zur Cloud, indem ich im Router den Internetzugriff sperre.

Versuchsaufbau und -durchführung

Der Versuchsaufbau unterscheidet sich nur im 4. Punkt vom ersten Testszenario:

  • Aktivieren der Kindersicherung in der FritzBox für den AccessPoint – diese hat damit keinen Internetzugriff mehr. Die App hat weiterhin noch Zugriff auf die Cloud.

Ergebnisse

  • der AP leuchtet nach dem Neustart durchgehend gelb (das bedeutet „Keine Internetverbindung“)
  • in der App kann ich weiterhin alles einstellen, nach kurzer Zeit erscheint jedoch die Meldung „Access Point nicht verbunden“
  • zu den erwarteten Zeitpunkten wird durch das im Heizkörperthermostat hinterlegte Profil die Temperatur geändert
  • die App, welche weiterhin noch Verbindung zur Cloud hat, meldet mir nach ca. 24h, dass die Thermostate lange keine Rückmeldung gegeben haben

weitere Testszenarien

Denkbar sind noch weitere Szenarien, wo nur Teile der Cloud erreichbar sind, diese jedoch nicht zu einer Aktion führen. Das lässt sich jedoch (als Anwender) nicht sinnvoll testen.

Eine weitere Fehlerquelle wäre ein anderes Verhalten des WLAN-AccessPoints. Solch einer wurde mindestens durch einen Nutzer eingesetzt, der den Fehler beschrieben hat. Mangels eines Testgeräts habe ich diesen Test jedoch nicht durchgeführt.

Fazit

Das Problem, das die Wohnung kalt wird, konnte ich mit einem LAN-AccessPoint leider nicht nachstellen. Ich hoffe jedoch, dass sich dieser Fehler auch aufklären und mit einem Firmware-Update beheben lässt.

Für die Anwender wäre eine Statusseite und/oder eine zeitnahe Information über Cloud-Ausfälle wünschenswert. Letzteres geschieht womöglich bereits über https://www.homematic-ip.com. Viele Einsteiger sind verunsichert und enttäuscht, weil es öfter beim Cloudbetrieb hakelt. Das lässt Zweifel an den sonst sehr guten Geräten aufkommen.
Meiner Meinung nach hat Bosch das besser gelöst. Deren SmartHome-System benötigt nicht zwingend eine Cloud-Verbindung.

Notfallplan überlegen

  • Durch Direktverknüpfungen, mit denen die Geräte direkt ohne Cloud miteinander sprechen, sind einige Funktionen noch vorhanden. So funktionieren offene Fenster oder ein Raumthermostat weiterhin.
  • Du solltest Deine alten Heizkörperthermostate aufheben, um diese schnell tauschen zu können, sollte es notwendig werden. Bei einem vom Internet abhängigen Produkt kann es immer wieder vorkommen, dass etwas nicht funktioniert. Dadurch, dass es viele Beteiligte für den Betrieb und die Erreichbarkeit der Cloud gibt, gibt es auch viele Fehlerquellen. Angefangen von deinem Internetanbieter, der für Leitungen (gefährliche Bagger!) und den Tarif zuständig ist, über die Weiterleitungen in die verschiedenen Netze, den Hoster der HmIP-Cloud und zuletzt dann eq3, die alle Deine Geräte (Thermostate, AccessPoints) mit Firmware versehen, App-Updates anbieten und die Cloud am Laufen halten müssen.
  • Hast Du, so wie ich wegen der Kinder, eine Bediensperre aktiviert, so kann man diese leider nur per Cloud deaktivieren. Sollte es zu kalt werden, kannst du auch kurzerhand das Thermostat abschrauben. Damit ist das Ventil vollständig geöffnet.

Umgehen der Cloud

Anwender, die die CCU* einsetzen, sind von Cloud-Problemen verschont. Dennoch sollten auch diese Vorkehrungen für den Notfall, beispielsweise einem CCU-Ausfall, treffen. Ein paar Beispiele sind:

  • lege immer Backups und spiele auch mal das Recovery (Wiederherstellen) durch
  • nutze möglichst Direktverknüpfungen, damit kommunizieren die Geräte untereinander
  • verlasse dich nicht darauf, dass die Zentrale oder dein Mobile/Tablet immer funktioniert – nutze möglichst auch physische Taster
  • nutze möglichst auch die Logik in den Geräten, bspw. die virtuellen Kanäle oder Wochenpläne
  • automatisiere möglichst deine Abläufe, damit Du nicht auf eine Steuerung per App oder Internet angewiesen ist
  • gegebenenfalls solltest Du eine zweite CCU* oder Teile davon im Zugriff haben: aufgrund des hohen Preises bietet sich eine Lösung auf Basis eines Raspberry Pi an. Ich habe noch einen zweiten RPi* mitsamt Funkhardware „in der Schublade“, dessen SD-Karte ich von Zeit zu Zeit aktualisiere und mit dem neuesten Backup versorge (und somit gleich das Recovery teste)
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